Thursday, May 17, 2012

Betriebsbuchhaltung kompakt

Nutzen
Ziel der Betriebsbuchhaltung ist es, den Erfolg für ein einzelnes Produkt oder eine einzelne Dienstleistung zu ermitteln.


Kostenartenrechnung
Die Kostenartenrechnung dient zur Erfassung der Kosten. Ausgangspunkt bildet dabei der Aufwand aus der Finanzbuchhaltung. Der Aufwand der Finanzbuchhaltung wird in der Betriebsbuchhaltung Kosten genannt. Es wird zwischen den Kostenarten Einzelkosten und Gemeinkosten unterschieden.

Einzelkosten (Direkte Kosten)
Die Einzelkosten werden für jedes einzelne Produkt erfasst und können deshalb in der Betriebsabrechnung direkt den Kostenträgern belastet werden.

Gemeinkosten (Indirekte Kosten)
Bei den Gemeinkosten ist nur bekannt, welche Stelle sie verursacht hat. Deshalb werden sie im BAB in die Kostenstellenrechnung übertragen.

Sachliche Abgrenzung
Es kann sein, dass die Zahlen in der Finanzbuchhaltung etwas anders sind. z.B. zur Bildung stiller Reserven wird zuviel abgeschrieben. Dies kann über sachliche Abgrenzung korrigiert werden.


Kostenstellenrechnung
Die Kostenstellenrechnung gibt darüber Auskunft, wo die Gemeinkosten angefallen sind. Kostenstellen sind entweder räumlich-organisatorische Stellen (Abteilungen), für die ein Kostenstellenchef die Verantwortung trägt, oder rein abrechnungstechnische Kostenbezirke wie beispielsweise Gebäude, Heizung, etc.

Die Kostenstellenrechnung hat 2 Aufgaben:
  • Es kann die Kostenentwicklung in den einzelnen Abteilungen überwacht werden und dadurch Massnahmen und Entscheidungen getroffen werden.
  • Je Hauptkostenstelle wird ein Kostensatz für die Umlage der Gemeinkosten auf die Kostenträger ermittelt. Diese können dann auch für Einzelkalkulationen verwendet werden.
Vorkosten und Hauptkostenstelle
  • Hauptkostenstellen erbringen ihre Leistungen für die Kostenträger. Kosten der Hauptkostenstellen lassen sich direkt auf die Kostenträger umlegen.
  • Vorkostenstellen erbringen ihre Leistung für andere Kostenstellen. Deren Kosten werden auf die Hauptkostenstellen umgelegt. Wenn also Organisationseinheiten sich nicht direkt den Kostenträgern zuordnen lassen, muss diese Organisationseinheit als Vorkostenstelle ausgestaltet werden. Mögliche Vorkostenstellen sind z.B. Hausdienst, Personaldienst, usw.
Schlüsselarten
Die Kosten der Kostenstellenrechnung müssen auf die Kostenträger überwälzt werden. Die Kosten sind jenen Kostenträgern anzulasten, die sie verursacht haben. Die Verteilung der Kosten auf die Kostenträger oder der Vorkosten auf Hauptkostenstellen erfolgt anhand Bezugsgrössen (Arbeitsstunden, Maschinenstunden, Streckenkilometer, etc.)

Es gibt folgende Verteilungsschlüssel (auch Kostentreiber genannt):
  • Mengenschlüssel (Kosten werden aufgrund bezogener Mengen auf die Kostenträger übertragen)
  • Werteschlüssel (Kosten werden nach einem im Voraus definierten Werteverhältnis aufgeteilt)
  • Zeitschlüssel (Kosten werden nach der definitiv benötigten Zeit verteilt

Kostenträgerrechnung
Unter einem Kostenträger versteht man das erstellte Produkt. Hauptaufgabe der Kostenträgerrechnung ist es, die Selbstkosten und Nettoerlös (Gewinn) je Produkt, bzw. Dienstleistung auszuweisen. Dazu ergibt sich folgende Berechung:

Einzelmaterial + Materialgemeinkosten = Materialkosten

Einzellöhne + Fertigungsgemeinkosten = Fertigungskosten

Materialkosten + Fertigungskosten = Herstellkosten

Herstellkosten + Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten = Selbstkosten

Selbstkosten + Erfolg = Nettoerlös

Herstellkosten
Die Herstellkosten setzen sich zusammen aus Material und Löhnen.

Selbstkosten
Die Selbstkosten sagen aus, wieviel das Produkt oder die Dienstleistung effektiv kostet, ohne einen Gewinn oder Verlust auszuweisen.


Erfolg (Gewinn/Verlust)
Der Erfolg zeigt auf, wieviel das Produkt einbringt. Der Erfolg kann positiv, aber auch negativ sein.

Nettoerlös (Umsatz)
Der Nettoerlös entspricht dem Ertrag aus der Finanzbuchhaltung inkl. Anpassung der sachlichen Abgrenzung. Wenn ein Produkt zum Beispiel 10x für CHF 100 verkauft wurde, entspricht dies einem Nettoerlös von CHF 1000.


Betriebsabrechnungsbogen (BAB)
Im Betriebsabrechnungsbogen werden alle Elemente der Betriebsbuchhaltung wie Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträger gemeinsam abgebildet. Er zeigt die Verrechnungsflüsse und weist die verschiedenen Ergebnisse der Kostenträger aus.

Ein Produktionsunternehmen hat nachfolgende Erfolgsrechnung.


Erfolgsrechnung per 31.12.2011
Einzellöhne 10 Nettoerlös 120
Einzelmaterial 10
Mietzinsen 50
Zinsen 10
Abschreibung 20
Sonstiges 10
Gewinn 10
120 120

  1. Die Angaben aus der Erfolgsrechnung werden nun 1:1 in die Kostenartenrechnung Spalte übernommen.
  2. In diesem Beispiel wurden in der Finanzbuchhaltung die Abschreibungen um 10 zu hoch angesetzt. In der Betriebsbuchhaltung werden die Abschreibungen korrigiert.
  3. Die Einzelkosten werden direkt auf die Kostenträger verteilt (Auwand +- Sach. Abgren. = Kosten, dann Kosten auf Produkte aufteilen).
  4. Die Gemeinkosten werden auf die Kostenstellenrechnung verteilt (nach Verteilungsschlüssel)
  5. Als Zwischenergebnis/Kontrolle wird das Total der Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung ermittelt. Dies muss dasselbe Ergebnis sein, wie das Total der Kosten von der Kostenartenrechnung (30 + 40 + 10 = 100).
  6. Nun werden die Materialgemeinkosten sowie die Fertigungsgemeinkosten an die Kostenträger übertragen. Das Ergebnis sind die Herstellkosten.
  7. Anschliessend werden die Verwaltungs- und Betriebskosten an die Kostenträger übertragen. Das Ergebnis sind die Selbstkosten (Herstellkosten + Umlage Verw.&Betr.).
  8. Der Erfolg (Gewinn) ob positiv oder negativ kann nun aufgrund der Selbstkosten und des Nettoerlöses (von Erfolgsrechnung oben) ausgerechnet werden (80 - 55 = 45, 30 - 45 = -5).


Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung
Aufwand 1 Sach. Abgrenz. 2 Kosten Material Fertigung Verw.&Betr. Produkt A Produkt B
Einzelkosten 3
Einzellöhne 10 10 5 5
Einzelmaterial 10 10 5 5
Gemeinkosten 4
Mietzinsen 50 50 20 20 10
Zinsen 10 10 0 10 0
Abschreibung 20 -10 10 5 5 0
Mietzinsen 10 10 5 5 0
Total 5 110 -10 100 30 40 10 10 10
Umlage Materialgemeinkosten -30 20 10
Umlage Fertigungsgemeinkosten 6 -40 20 20
Herstellkosten 50 40
Umlage Verw.&Betr. 7 -10 5 5
Selbstkosten 55 45
Erfolg 8 25 -5
Nettoerlös 80 40

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